Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

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django013
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Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von django013 » 18.07.2017, 08:50

Moin moin,

Obwohl ich bereits seit 2014 einen 3D-Drucker in Betrieb habe, habe ich Heinis Aktion mit dem A6 als Anlass genommen, mir die kleine Chinesin mal genauer anzuschauen ;)

Ich stand auch vor der Frage: A8 oder A6? Preise liegen offiziell bei 164.- bzw. 226.-
So ganz spontan wäre meine Entscheidung in Richtung A6 gefallen. Ich mag einfach Symmetrien und der Druckkopf zwischen den Schienen gefällt mir wesentlich besser, als der an der Seite.
Die Entscheidung fiel, als ich las, dass der A8 ein Hotend mit Kunststoffeinlage hat, während der A6 ein Hotend ganz aus Metall hat. Also wurde es ein A6.

Bei gearbest habe ich dann sowas hier geordert:
Produktbild.jpg
Produktbild.jpg (21.13 KiB) 9681 mal betrachtet
Tagespreis war nicht ganz 170 Euro. Nach meinem Kauf habe ich auch schon Tagespreise knapp über 150 gesehen. Es kann sich also lohnen, die Teile zu beobachten.
Der Versand war völlig problemlos - kein Streß mit Zoll oder so. Nach 2 Wochen stand das Packerl vor der Haustüre ;)

Den Drucker habe ich dann im Geiste ständig mit meiner Erstanschaffung verglichen. Damals dachte ich: Reichelt wird schon keinen Scheiß verkaufen und habe mir einen K8200 raus gelassen. 490 Teuronen nur um festzustellen, dass der K8200 der weltschlechteste Drucker überhaupt ist. Offensichtlich muss nur die Marge groß genug sein, dann verkaufen auch seriöse Händler jeden Scheiß :shock:

Beim A6 war mein Eindruck ein völlig anderer. Eine positive Überraschung folgte der nächsten.
Die Acrylteile sind beidseitig mit Packpapier beschichtet. An gelegentlichen Brandmarken erkennt man, dass die Teile gelasert wurden. Der Aufbau ist sehr einfach und man kann kaum was falsch machen. Der Endschalter für Y ist falsch herum im Handbuch, genau wie der Alurahmen, der die Lager für das Druckbett hält.
Beides bekommt man auch raus, wenn man den Drucker in Betrieb nehmen will.

Als ich entdeckte, dass der Zahnriemen eine Stahlverseilung hat, war mir klar, dass die zahnlosen Umlenkrollen ein absolutes NOGO sind. Also habe ich mir die erste Erweiterung geordert. Ich habe mir die Umlenkrolle mit 22 Zähnen besorgt, obwohl die Antriebswelle nur 16 Zähne hat. Ich sagte mir, dass der Winkelfehler auf die Entfernung nicht so ins Gewicht fällt, dafür aber die Belastung durch den engen Biegeradius nicht ganz so groß ist. Die Rollen sind genauso breit wie die Originale, also Austausch völlig ohne Probleme.

Eines der Probleme, was nahezu überall angesprochen wird, ist die unzureichende Verkabelung des Heizbettes. Das Heizbett ist ganz ordentlich (völlig anders als beim K8200) und ist in längstens 3 Minuten auf 60°
Allerdings ist der Strombedarf doch gigantisch. 200W bei 12V ergibt knapp 17A - das ist einfach zuviel für so einen einzelnen Stecker.
Dabei wäre die Lösung so einfach: am Heizbett gibt es je 2 Stifte für + und - vom Heizbett. Leider ist nur jeweils ein Stift im Stecker belegt. Also habe ich einen alten Stecker recycelt und zwei zusätzliche Kabel eingezogen. Somit ist die Strombelastung eines Pins halbiert worden :)
Kosten: Null komma nix

So gerüstet fand ich den Drucker bereit für einen ersten Testlauf.
Mit diesem Streßtest habe ich Drucker, Slicer und Filament kalibriert. Bei dem Drucker ist ne komplette Rolle weißes Filament dabei :)

Heraus kam 210° Extruder Temperatur, 60° Heizbett (konstant), 5% weniger Filament, dafür die erste Lage auf 250% erhöht. So gerüstet druckte der Drucker das, was im reprap-Forum bei dem neuen Superduper-Extruder für 400 Euro als 1. Layer Porn bezechnet wird. :lol:

Jetzt einige Bilder der Druckergebnisse. Zuerst vom K8200
Druckvergleich01.jpg
Links die Druckqualität im Originalzustand, rechts nach Einbau einer flexiblen Wellenkupplung und Optimierung der Anbindung des Z-Schlittens.

... und hier der Vergleich K8200 (links) zu Anet A6 (rechts):
Druckvergleich05.JPG
Beides Mal gleiche Layerhöhe. Links ist noch ein Rest Z-Wobbel zu sehen, während der A6 nahezu perfekte Ergebnisse liefert. Die Störquellen sind unterhalb des Y (weil das X früher anfängt) und oberhalb des Y. In beiden Fällen gerät der Z-Schlitten in Schwingung, weil die Spindel keine Festlager haben.

Fazit: ich bin schwer beeindruckt von dem Preis-/Leistungs-Verhältnis. Kostet fast ein Drittel des K8200 und bietet Druckergebnisse (mit Originalfilament, was auch als schlecht verschrien wird), die mit den besten mithalten können.

Hier ein Mischrieb der Heizleistung:
A6_Heizung_02.png
Der Überschwinger des Hotends am Anfang ist heftig. Aber das gehe ich frühestens an, wenn alle anderen Problem beseitigt sind.
Wenn man den Leistungsbedarf in den beiden unteren Kästen anschaut, dann sieht es für das Heizbett garnicht so schlecht aus. Mal sehen, ob eine Isolierung hier noch was bringt.

Ausblick: Um die weiteren Fehlerquellen auszuschalten, muss der Drucker umkonstruiert werden. Um stabile Festlager einbringen zu können, muss die Rahmenkonstruktion geändert werden. Der jetzige Drucker ist eine Lärmquelle, nervtötend ohne Ende. Dazu muss Stromversorgung geändert und das Hotend gegen eines mit Wasserkühlung ausgetauscht werden.
Beim Streßtest konnte ich beobachten, wie Kunststoffartefakte den Druckkopf anhoben. Dabei kippte der ganze Z-Schlitten seitlich weg. Das zeigt mir, dass die Lager völliger Schrott sind (aber das wusste ich ja schon vorher :) ). Deshalb werden die Lager gegen Sinterbronzelager ausgetauscht.
Die Pläne sind fertig und ich bin zuversichtlich, dass die kleine Chinesin alles druckt, was zum Neubau notwendig ist.
Letztens las ich, dass die Platine auch 24V abkann - mal sehen, vielleicht ändere ich die Lüfter und stelle auf 24V um.

Gruß Reinhard

arens778
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Re: Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von arens778 » 18.07.2017, 09:52

Hallo,

danke für den tollen Bericht. Ich hatte mir den A6 auch vor 3-4 Wochen geordert.

Bin soweit auch sehr zufrieden, jedoch bin ich Anfänger auf dem Gebiet des 3D-Druck und meine Ergebnisse sind noch nicht so gut.
Bin gerade dabei für diverse Einstellungen/Parameter die richtigen Werte zu finden.

Gruß
Arens
Gruss Arens

Fräse: ShapeOko Max / UCCNC / UC400ETH / Leadshine DM556 / 23HS8430 / BBA PRO
3D-Drucker: Anet AM6 / Anycubic Delta Linear Plus / S3D

django013
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Re: Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von django013 » 18.07.2017, 10:29

Moin Arens,

yo, der Anfang im 3D-Druck ist sehr sehr steinig. Ich stand auch öfters vor dem Teil und wollte es in die Ecke schmeißen.
Es ist fast unglaublich, wie sehr die Filament-Qualität mit ins Ergebnis spielt. Ich dachte anfangs, ist doch egal, wo das herkommt. Ist sowieso alles das gleiche ...
Ich hätte nicht weiter daneben liegen können, denn das Filament von Reichelt ist auch reif für die Tonne :(
Das chinesische Defaultfilament ist schon um Welten besser und wenn man dann richtig gutes Zeug nimmt, dann wirds fast schon Porno ;)

Ich bin überzeugt, die wichtigste Umbaumaßnahme ist die Umlenkrolle mit Zähnen. Auf den normalen Rollen geht der Riemen viel schneller kaputt und der Zahnriemen auf der glatten Rolle erzeugt Mikroruckler, die das Druckergebnis versauen.

Es lohnt sich auch verschiedene Slicer auszuprobieren. Nachdem Cura nach 15.x das Standardverhalten geändert hat, lässt sich damit nicht mehr direkt aus Repetierhost slizen. Das macht die Geschichte lästig und unangenehm.
Ich habe dann die Oberfläche von Slic3r entdeckt. Davon gibt es auch eine spezielle Prusa Version. Da hat man mehr Einstellmöglichkeiten, als man Ahnung von der Materie hat.
Durch herumspielen mit den Werten kann man sich jedoch schnell an brauchbare Ergebnisse herantasten :)

Besonders beim 3D-Druck gilt: nicht entmutigen lassen, sondern am Ball bleiben.

Gruß Reinhard

arens778
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Re: Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von arens778 » 18.07.2017, 12:47

Was wäre den eine brauchbare Adresse für gutes Filament?

Gruß
Arens
Gruss Arens

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django013
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Re: Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von django013 » 19.07.2017, 05:09

Moin Arens,

schau mal im reprap-Forum nach entsprechenden Empfehlungen.

Meine Ambitionen gehen Richtung Nylon und technische Produkte und da heißt die Empfehlung Taulman Nylon.
Benötigt aber Heizbett-Temperaturen von 120° (also Heizbett mit 220V ist Pflicht) und Extruder-Temperaturen von 230-240° - was nur mit Vollmetall-Hotends geht.

Gruß Reinhard

django013
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Re: Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von django013 » 21.07.2017, 09:04

Moin moin,

nachdem ich feststellen musste, dass das Druckbett nicht 100% eben ist und die unterschiedlichen Abstände der ersten Lage zuviel für die Kaptonfolie sind, habe ich mir eine Buildtak-Auflage besorgt.
Gerade läuft ein Testdruck, um die Winkligkeit des Druckers und die Maßhaltigkeit bei Kreisen zu überprüfen.
Zugleich will ich sehen, wie mehrere Objekte gedruckt werden, ob Artefakte entstehen usw.

Hier mal ein Bild der ersten Lage:
A6-1.Lage_02.JPG
Weiß nicht, wie es Euch geht - ich bin wunschlos glücklich :lol:
Die Kreise sind übrigens Innen- und Außendurchmesser eines 6309-Kugellagers, welches ich für meine angetriebenen KGS-Muttern verwenden will.

Einzige Änderungen am Drucker bislang: Umlenkrollen mit Zähnen, die Druckauflage und ein einstellbares 15V-Netzteil (habe ich einfach beim anderen Drucker geklaut :D ). Das kann von 13-18V geregelt werden. Leider geht die Eingangsspannung unverändert auf die Lüfter. 18V bei den Lüftern war mir dann doch etwas zu heftig. Derzeit läuft das Netzteil mit knapp 15V.
Korrektur: den Anschluss des Heizbettes habe ich natürlich auch verändert und die unbelegten Pins belegt.

Gruß Reinhard
Zuletzt geändert von django013 am 21.07.2017, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.

charlyBrown
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Re: Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von charlyBrown » 21.07.2017, 09:39

Hallo Reinhard,
wo bekommt man denn den A6 für den von Dir genannten Preis. Gearbest ist out of stock. Und die anderen Angebote sind derzeit über 200 €.
Viele Grüße
Karl-Heinz

django013
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Re: Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von django013 » 21.07.2017, 09:59

Moin Karl-Heinz,

keine Ahnung, wie Du drauf kommst, dass Gearbest keine Lagerbestände mehr hätte.
Wenn ich dem Link folge, heißt es dort, dass noch 42 Stück zu haben wären - zu dem zu einem genialen Preis :) :
A6-Angebot_170721.png

Gruß Reinhard

gebuwa
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Re: Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von gebuwa » 21.07.2017, 10:14

Hi zusammen

Wo liegt der Unterschied zwischen A6 und A8? Größe der Heizplatte?

http://www.ebay.de/itm/Anet-A8-3D-Print ... 2470801169

Gruß Gerd

gebuwa
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Re: Low-Budget Einstieg in den 3D-Druck

Beitrag von gebuwa » 21.07.2017, 10:27

gebuwa hat geschrieben:
21.07.2017, 10:14
Hi zusammen

Wo liegt der Unterschied zwischen A6 und A8? Größe der Heizplatte?

http://www.ebay.de/itm/Anet-A8-3D-Print ... 2470801169

Gruß Gerd
Habs inzwischen gelesen!! :wf

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