Kurzfristig neue Fräse

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Tilman
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Kurzfristig neue Fräse

Beitrag von Tilman » 30.07.2019, 23:57

Hallo Leute,

tja, da hab ich nun den Schlamassel. Hätte ich mich bloß mal bereits an meine neue Fräse gemacht (https://cncwerk.de/forum/viewtopic.php?f=8&t=1452), denn nun werde ich keine Chance mehr haben: Ich verkaufe meine Firma und der Käufer will die gesamte Produktion mitkaufen. Also werde ich in wenigen Wochen keine Fräse mehr haben, um die neue fertigen zu können.

Auf die Schnelle noch die benötigten Teile fräsen bringt nichts. Die Optionen sind beschränkt:
1) Teile für die neue Fräse in Auftrag geben und hoffen, dass alles passt
2) Fräse als Bausatz kaufen und hoffen, dass die Zeit reicht
3) Fertige Fräse kaufen und hoffen, dass sie hier vor Ort aufgestellt halbwegs präzise Ergebnisse erzielt

Eine vierte Möglichkeit wäre, Option 3 zu wählen und damit erstmal weiter zu arbeiten. Aktuell sind es nur Taschen in Fensterprofilen, da kommt es bestenfalls auf Zehntelmillimeter an. Später könnte man die Präzision optimieren und sie wahlweise behalten oder aber zum Bau einer eigenen Fräse nutzen und anschließend verkaufen.

Da ich mich bei der Planung meiner Fräse schon von der AL-Line habe inspirieren lassen, würde ich mich nun auch in die Richtung orientieren. Die 1105 würde von den Maßen her meine Bedürfnisse abdecken. Hat hier jemand eine AL-Line und kann etwas über die Stärken und Schwächen sagen? Oder gibt es eine Alternative? Dass ich mit der nächsten Fräse eine Aufspannplatte planen kann, wäre mir wichtig.

Viele Grüße
Tilman

django013
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Re: Kurzfristig neue Fräse

Beitrag von django013 » 31.07.2019, 05:29

Moin Tilman,

wenn Du Dein Geschäft veräußerst könnte es ja auch sein, dass in Zukunft Deine Fräsarbeiten etwas anders aussehen, als bisher.
Am besten fährst Du, wenn Du Dir Gedanken über Deine Anforderungen machst und die nieder schreibst.
Dann kategorisieren nach "muss, kann, nice2have, ..."
Je präziser Du bei den Anforderungen bist, desto besser kannst Du später die Produkte gegeneinander vergleichen und zu einem für Dich guten Ergebnis kommen.

Ich hatte es schonmal hier erwähnt: im Nachbarforum hat einer ne Fräse auf sehr unkonventionelle Art aufgebaut und eingerichtet.
Auch wenn die eigenen Vorstellungen anders lauten, kann man sich bei ihm so einiges an Arbeiten und Vorrichtungen abschauen.

Gruß Reinhard

Tilman
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Re: Kurzfristig neue Fräse

Beitrag von Tilman » 31.07.2019, 16:49

Hallo Reinhard,

gefräst wird CFK, GFK, Alu-Platten bis 20mm, Holz und in Ausnahmefällen auch Kunststoffe wie Acryl oder POM. Platten mit 50x100cm sollten aufgespannt werden können , daher sollte die Aufspannfläche etwas größer sein. Was ich auf jeden Fall bei der nächsten Fräse haben will, ist die Möglichkeit, den gesamten Aufspannbereich in X-Richtung planen zu können.

Meine modifizierte P1 von Hermann hatte einen etwas schwächlichen Tisch mit 90x45 Profilen. Das sollte bei der nächsten Fräse etwas steifer sein. Auch die Portalwangen waren eine Schwachstelle. Mit den richtigen Fräsparametern ließ sich zwar auch Alu sauber zerspanen, doch eine etwas steifere Maschine wäre nicht schlecht. ;)

Bisher hat die 1,5kW Chinaspindel leistungsmäßig ausgereicht. Nur die ER11 Spannzangenaufnahme war etwas erbärmlich, wenn man mal Holz mit etwas größeren Fräsern bearbeiten wollte. Hier überlege ich, zu einem größeren Motor mit Werkzeugwechsler zu greifen, denn das manuelle Umspannen hat schon oft genervt. Ein Magazin muss erstmal nicht sein. Vielleicht rüste ich später ein Karussell nach. Der Durchgang in Y-Richtung soll auf jeden Fall in beide Richtungen offen bleiben.

Was die Steuerung angeht, neige ich dazu, beim Altgewohnten zu bleiben. Mit LinuxCNC komme ich bestens klar. Ich wüsste auch nicht, warum ich von normalen Steppern abweichen soll, wenn das bisher problemlos funktioniert hat. Absurd hohe Geschwindigkeiten und brachiale Rampen muss ich nicht fahren, Schrittverluste waren nie ein Problem und irgendwie war es gefühlsmäßig beim Prototyping immer angenehm, ein Programm in der aktuellen Zeile mal schnell anhalten zu können, wenn man merkt, dass etwas nicht ganz stimmt.

Was ich auf jeden Fall bei der nächsten Fräse haben will, ist eine T-Nutenplatte über die gesamte Fläche. Ich brauche zwar wieder ein Becken für das Fräsen von CFK unter Wasser, doch würde ich es diesmal auf die Nutenplatte setzen wollen, damit ich bei Bedarf die volle Fläche verfügbar habe.

Idealerweise ist der Portaldurchlass höher als 20cm. Hier war ich mit der P1 ein paar mal am Limit und musste tricksen, indem ich das Werkstück am hinteren Ende des Tischs angeflanscht habe.

Viele Grüße
Tilman

django013
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Re: Kurzfristig neue Fräse

Beitrag von django013 » 01.08.2019, 18:24

Moin Tilman,

ich habe gerade das Angebot von Sorotec überflogen ...
Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, die AL-Heavy-Gantry wäre genau richtig für Dich.
Das ist sie leider nur auf den ersten Blick.
Schaut man genauer hin, dann sieht man, dass der Schwachsinn Blüten treibt: die einzigen Profile, die keiner Versteifung bedürfen, wurden gegen fette Brocken getauscht und dort wo es bitter nötig wäre, hat man nix gemacht.
Also lieber Finger wech lassen.

Selbstbau und kurzfristig passt nicht zusammen ;)

Wenn Du unbedingt Sorotec mit Deinem Geld beglücken willst, dann schau Dir mal die FE-Reihe an. Die sieht aus, als ob sie die komplette Nutenplatte mit dem Fräser beackern könnte - zumindest in der Breite. Leider gibt es keine Gantry-Version in der FE-Reihe.
Ich bin ja totaler Fan von Gantry, weil das nur Vorteile für die Steifigkeit bringt - und die Probleme sind bekannt und beherrschbar. Erst recht, wenn Du linuxcnc einsetzt :)

Was die Spindel angeht, würde ich auch eine Wechslerspindel, bzw. eben eine Spindel mit SK-Einsatz wählen. Lass aber die Finger von allem, was kleiner als SK30 ist! Im Betrieb arbeite ich derzeit mit SK40-Einsätzen und die wirken in meinen Händen wie aus der Puppenstube. Insbesondere wenn man SK50 oder HSK63 kennt ;)
Bei dem geplanten Einsatz ist die Wahl der Spindel nicht einfach. Für die Kunststoffe brauchst Du hohe Drehzahlen und für ALU und erst recht für Holz (zumindest wenn Holz auch Massivholz / Hartholz sein soll) brauchst Du eher geringere Drehzahlen, aber dafür richtig Drehmoment.
Mein Tip wäre eine passive SK-Spindel, die Du über ein Riemengetriebe antreibst. So kannst Du Drehzahlen und Drehmoment verwirklichen. Im obigen Baubericht ist eine solche Spindel verbaut worden. Hier wurde auch ein interessantes Riemengetriebe verbaut.

Ein Magazin bzw. automatischer Wechsler wird total überbewertet. Beim Bohrwerk, an dem ich gearbeitet hatte, wurde der Wechsler stillgelegt, weil der Aufwand für den Werkzeugtausch einfach zu groß wurde. Von Hand gewechselt und eben die Länge abgenullt ist schnell passiert. Das kleine BAZ an dem ich aktuell arbeite hat einen automatischen Wechler, der (meiner Ansicht nach) aber nur für die Serienfertigung Sinn macht. Der Verwaltungsaufwand ist enorm.
Du könntest z.B. nach dem Werkzeugwechsler einfach einen Längentaster anfahren und danach loslegen :)

In Sachen Steuerung bei dem bleiben, was Du hast, da kann ich Dir nur beipflichten. Leider benötigen alle Steuerungssysteme inkompatible Hardware - was die Kosten eines Wechsels unnötig (aber beabsichtigt!) in die Höhe treibt.

Gruß Reinhard

Stud54
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Re: Kurzfristig neue Fräse

Beitrag von Stud54 » 01.08.2019, 18:46

Hol dir ne SK CNC, damit machst du absolut nix falsch.
Ganz nach dem Motto, baust du noch oder fräst du schon...😏

django013
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Re: Kurzfristig neue Fräse

Beitrag von django013 » 02.08.2019, 04:56

Tilman hat geschrieben:Was ich auf jeden Fall bei der nächsten Fräse haben will, ist die Möglichkeit, den gesamten Aufspannbereich in X-Richtung planen zu können.
Das geht aber mit SKCNC nicht. Zumindest habe ich noch keine gesehen, die das könnte.

Gruß Reinhard

Stud54
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Re: Kurzfristig neue Fräse

Beitrag von Stud54 » 02.08.2019, 10:13

django013 hat geschrieben:
02.08.2019, 04:56
Tilman hat geschrieben:Was ich auf jeden Fall bei der nächsten Fräse haben will, ist die Möglichkeit, den gesamten Aufspannbereich in X-Richtung planen zu können.
Das geht aber mit SKCNC nicht. Zumindest habe ich noch keine gesehen, die das könnte.

Gruß Reinhard
Ist auch nicht nötig, bei den Kisten. Werden ja schon gerade ausgeliefert...🤣

Und außerdem ist diese Charaktereigenschaft fast ausschließlich Maschinen mit fahrendem Tisch vorbehalten.

Tilman
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Re: Kurzfristig neue Fräse

Beitrag von Tilman » 02.08.2019, 23:37

Hallo Reinhard,

die FE-Reihe sieht zwar ganz nett aus, doch bis zur 1107 sind sie mir einfach zu kurz und die 1107 ist wiederum ein gutes Stück zu breit. Ich habe meiner Fräse vor 2 Jahren extra eine eigene Zerspanungswerkstatt gegönnt, um sie nicht mehr ständig in der eigentlichen Werkstatt laufen zu haben und den Luxus möchte ich nicht für eine Tischbreite aufgeben, für die es eh keine Notwendigkeit gibt.

Deinen Hang zur Gantry kann ich zwar aus technischer Sicht vollkommen nachvollziehen, doch ich würde damit nicht warm werden. Macht aber nichts, denn ich habe auch nicht den Anspruch an eine Steifheit, die ich nicht auch durch eine bessere Portalfräse mit Aluprofilen geboten kriege. Ich habe zwar kurzfristig mit dem Gedanken gespielt, mir einfach etwas hinzustellen, was man sich normalerweise nicht leisten kann, doch angesichts meiner schlecht temperierten Werkstatt wäre das Perlen vor die Säue.

Niedrige Drehzahlen habe ich bislang übrigens nicht vermisst. Hier im Haus ist nur Weichholz verarbeitet und für andere Hölzer brauche ich die Fräse nicht. Für die meisten Aufgaben reichen Tischkreissäge , Abricht-/Dickenhobel und ein Frästisch. Für die CNC-Fräse bleiben eigentlich nur die Aufgaben, die man auch mit Stechbeiteln und Handsägen erledigen könnte, aber entweder zu faul dazu ist oder es einfach etwas präziser haben möchte. Wenn man zum Beispiel für 34 Fensterflügel Zapflöcher für die Sprossen in die Profile setzen muss, ist man doch froh, wenn man das Werkstück nur in den Anschlag zwingen und das Programm starten muss. ;)

Hallo Sven,

die SK-0906-GA sieht zwar echt gut aus, doch müsste ich wenigstens eine Wand einreißen, um das Untergestell in die Werkstatt zu kriegen. Das Ding ist einfach zu groß. Bei den semiprofessionellen Geräten fehlt mir schlicht und ergreifend die Möglichkeit, mal vollflächig über X zu planen. Der Tisch mag ja bereits geplant sein aber das trifft auf die wenigsten Opferplatten zu.

Ich werde zwar noch ein paar Nächte drüber schlafen, doch ich denke, ich werde mir zumindest vorübergehend einfach einen AL-Bausatz holen. Letztendlich ist der Eigenbau ja nicht völlig abgehakt, sondern nur aufgeschoben und könnte aus den Erkenntnissen mit der AL-Line möglicherweise noch profitieren. Und sei es, dass ich daraus lerne, wie man etwas besser nicht macht. Abgesehen davon findet irgend etwas in mir die Vorstellung einer gebrauchsfertigen Fräse, an der ich nichts mehr machen muss, langweilig. Das ist so ungefähr wie ein Überraschungsei mit einteiligem Spielzeug.

Viele Grüße
Tilman

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