Moin moin,
Ist Fanuc wirklich so simpel in der Bedienung?
Ganz im Gegenteil. Simpel (oder auch dumm) ist das Konzept, nicht die Bedienung.
Bei den Kleinfräsen werden auch die Lehrlinge ausgebildet. War für mich das erste Mal, dass ich einen NZ-Anbohrer mit runder Spitze sah.
Wenn ich mal einen Vergleich aus dem Autobereich machen darf: Heidenhain ist so, wie ein Doppelkupplungsgetriebe mit adaptiver Steuerung, die so intelligent ist, dass sie aus den Sensorwerten die Laune des Fahrers und dessen fahrerisches Können ablesen kann - und sich so immer perfekt auf die Wünsche des Fahrers einstellt.
Fanuc ist dagegen ein unsynchronisiertes Getriebe, das nur dann geschaltet werden kann, wenn der Fahrer den Trick mit dem Zwischengas beherrscht.
... oder zurück zur Steuerung:
Wenn Du beim Anfahren das Programm unterbrichst, um z.B. eine Messung vorzunehmen, oder später das Programm unterbrichst und sogar noch manuell verfährst, um z.B. die Wendeplatten zu tauschen ...
... rechnet Heidenhain beim Weitermachen die Bahn von der aktuellen Position neu aus.
Fanuc ist da äußerst bescheiden: es hat sich die Streckenlänge gemerkt und fährt die Streckenlänge auch von der neuen Position. Damit ist ein Crash vorprogrammiert (die Fahrt in den Endschalter wird auch wie ein Crash behandelt. Maschine muss danach ausgeschaltet werden). Der NC-Anbohrer wurde auf diese Weise rund.
Bei Fanuc musst du also immer nach dem Werkzeugwechsel wieder anfangen. Bei langen Programmen ist das schnell sehr ätzend.
Die Lehrlinge werden so gedrillt, dass die erste Anweisung nach dem Werkzeugwechsel eine Zeilennummer (z.B. N20) erhält. Alle anderen Anweisungen werden ohne Zeilennummer programmiert. So findet man wenigstens schnell den Wiedereinstieg ...
... oder nimm die Werkzeugtabelle:
Bei Heidenhain hast Du eine Werkzeugtabelle mit vielen Werten.
Bei Fanuc gibt es nur eindimensionale Tabellen, also eine Tabelle für die Werkzeuglänge, eine andere für den Werkzeugradius, wieder eine andere für die Korrekturwerte (Abnutzung) und so weiter.
Ähnlich umständlich ist die Eingabe des Werkzeugnullpunktes. Wenn Du bei einem Werkstück den Nullpunkt auf die Mitte legen musst, fährst Du eine Seite an, stellst die Achse auf Null, tastest dann die andere Seite an und setzt die Achse auf die Hälfte des angezeigten Wertes.
Bei Fanuc kannst Du keine Werte eingeben. Es gibt nur eine Taste um eine Achse auf 0 zu setzen. Also musst Du im obigen Beispiel dir den zweiten Wert merken, die Spindel um die Hälfte verfahren und kannst dann erst die Achse auf 0 setzen.
Die Krönung des ganzen ist aber, dass die Werte nicht in die Koordinatentabelle übernommen werden.
Antasten geht nur mit
relativen Positionswerten. Wenn man dann den Werkstücknullpunkt hat, muss man sich die
absoluten Maschinenkoordinaten merken (oder abschreiben) und von Hand in die Tabelle der Nullpunkte eintragen.
Bei Heidenhain geht das übertragen automatisch
Es ist alles machbar, nur deutlich umständlicher und damit bedienungsunfreundlicher als z.B. mit Heidenhain.
Jetzt wo ich mit Fanuc engeren Kontakt hatte, versteh ich auch den Quatsch von mach4
Nichts ist so einfach, wie Sinumerik (zumindest die 840).
Hm, also ich konnte mich mit der Siemens (auch 840) nicht anfreunden.
Für mich war sie wie eine Diva. Wenn man einen Fehler gemacht hat, dann hat's einfach nicht funktioniert. Ohne vernünftige Fehlermeldung. Die Fehlermeldung zeigte nur auf die Stelle, wo der Interpreter aus dem Tritt kam. Die Stelle konnte jedoch völlig korrekt sein. Man muss dann von der Stelle zurück gehen und den Fehler selber finden. Das empfand ich als extrem ätzend/lästig.
Bei Heidenhain gab es eine Meldung, die zumindest hilfreich bei der Fehlersuche war.
Gruß Reinhard