Erfahrungen mit unterschiedlichen Filamenten

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django013
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Re: Erfahrungen mit unterschiedlichen Filamenten

Beitrag von django013 » 16.10.2017, 17:33

Moin Christopher,
Wenn Du meine Empfehlung meinst - ich habe es deutlich geschrieben: "800g PLA schwarz in 1,75mm kosten dort €15,95 brutto."
Man muss sich nicht jeden Schuh anziehen, der zufällig gerade herum steht :fumb

Ich versuche meine Zitate so wortgetreu wie möglich zu halten. Also Du warst ganz sicher nicht gemeint.
Außerdem lese ich noch einige andere Foren. Bei den meisten schreibe ich allerdings nicht, weil mir dort der Dumpfbackenanteil zu groß ist.
Ich als Unternehmer kann das gut nachvollziehen - natürlich setzt man die Preise für gut laufendes Material rauf: Angebot und Nachfrage.
Na, das ist doch nix anderes als souveräne Willkür :)

Jemand der so handelt, der verschärbelt auch seine Großmutter als heiratsfähige Jungfrau im besten Alter.

Seriös ist für mich (!) was anderes. Eine seriöse Kostenrechnung nimmt die Kosten, einen Verdienstfaktor was zur Summe X führt. Die ist unabhängig davon, ob das Produkt gerade gut läuft oder nicht.
Kann sein - bisher hatte ich nur die technischen "Allerweltsfarben" (schwarz, weiss, grau, klar)
Ich habe ja keine Ahnung von Kunststoffen, aber nachdem was ich bislang gesehen habe, erscheint es mir, als wären Weiß und Schwarz leichter zu handhaben, als Farben. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich bei Schwarz und Weiß mit 215° zufriedenstellende Ergebnisse bekomme und bei Farben erst mit 235°

Gruß Reinhard

jogger
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Re: Erfahrungen mit unterschiedlichen Filamenten

Beitrag von jogger » 17.10.2017, 10:05

django013 hat geschrieben:
16.10.2017, 17:33
Moin Christopher,
Ohne "er" ;)
Ich versuche meine Zitate so wortgetreu wie möglich zu halten. Also Du warst ganz sicher nicht gemeint.
Außerdem lese ich noch einige andere Foren. Bei den meisten schreibe ich allerdings nicht, weil mir dort der Dumpfbackenanteil zu groß ist.
Alles klar :-) Ich möchte auch nicht massive Werbung für "dasfilament" machen - es ist nur ein Hersteller, der bisher gleichbleibende Qualität geliefert hat. Andere können durchaus besser sein.
Na, das ist doch nix anderes als souveräne Willkür :)
Unwillkürlich wäre auch deutlich schlechter ;)
Jemand der so handelt, der verschärbelt auch seine Großmutter als heiratsfähige Jungfrau im besten Alter.
Seriös ist für mich (!) was anderes. Eine seriöse Kostenrechnung nimmt die Kosten, einen Verdienstfaktor was zur Summe X führt. Die ist unabhängig davon, ob das Produkt gerade gut läuft oder nicht.
Ich sehe darin nichts Unseriöses. Das ist gängiges Marktverhalten (siehe aktueller Butterpreis ;-) Auf der Website wird klar kommuniziert, wieviel welches Filament kostet. Es gibt ein Angebot, das man annehmen kann oder auch nicht. Ist einem die Ware den Preis wert, kauft man sie - ist sie einem zu teuer, lässt man es. Unseriös fände ich bspw. Fußnoten etc.

Wobei wir auch nicht wissen, ob das nicht produktionstechnische Gründe hat. Ich kenne mich zwar mit Spritzguss (insb. LSR) recht gut aus, aber nicht mit den verschiedenen Farbbatches und deren Verarbeitung in PLA. Metallicbatches sind vermutlich um einiges teurer.

Aber: ich will mich hier nicht über Preispolitik streiten - ich möchte lernen :-)

Hmm, ich könne ja eigentlich mal dort anfragen - vielleicht gibt es eine schlüssige Erklärung.
Ich habe ja keine Ahnung von Kunststoffen, aber nachdem was ich bislang gesehen habe, erscheint es mir, als wären Weiß und Schwarz leichter zu handhaben, als Farben. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich bei Schwarz und Weiß mit 215° zufriedenstellende Ergebnisse bekomme und bei Farben erst mit 235°
Mich wundert es sowieso, dass die Farbzugaben solche Auswirkungen haben können. Wenn man sieht, wie wenig Farbgranulat selbst für kräftigste Farben bei normalen Thermoplasten zugesetzt wird, dann fragt man sich, warum das auch nur irgendeinen Einfluss haben soll.

Grüße,
Christoph

django013
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Re: Erfahrungen mit unterschiedlichen Filamenten

Beitrag von django013 » 17.10.2017, 15:01

Moin Christoph,
Ohne "er" ;)
Sorry! Wollte Deinen Namen nicht verunstalten :oops:
Mich wundert es sowieso, dass die Farbzugaben solche Auswirkungen haben können. Wenn man sieht, wie wenig Farbgranulat selbst für kräftigste Farben bei normalen Thermoplasten zugesetzt wird, dann fragt man sich, warum das auch nur irgendeinen Einfluss haben soll.
Naja, den Mischungsvorgang kennen wir wohl alle von Dispersionsfarbe. Dort reichen ja auch wenige Tropfen auf nen vollen Eimer, um eine Tönung zu erhalten.

Wenn man die Glasuren vom Töpfern kennt, dann weiß man, dass einige hundert Grad zwischen unterschiedlichen Farben liegen. Die Töpferin aus meinem Bekanntenkreis meint, dass kräftiges Rot die schwierigste Farbe wäre und dass ihr Ofen die nötige Temperatur nicht erreichen kann. Von daher halte ich es schon für eine Kunst, alle Farben so einzustellen, dass sie im gleichen Temperaturfenster verarbeitet werden können (dasfilament).

Beim Kunststoff ist es doch auch so, dass sich Kunststoff und Farbe nicht wirklich verbinden. Die Farbpartikel "schwimmen" nur im Basismaterial mit. Nimmt man dann die Strömungseffekte im Hotend dazu, dann wundert es nicht, dass sich Basismaterial und Farbpigmente voneinander trennen können. Bei dem roten Filament von schmelzbar tritt das ganz deutlich zu Tage. Im Bereich 210° - 230° ist zwar das Basismaterial flüssig, nicht aber die Pigmente. Im Druck sieht man dann einzelne Körner blinken. Die Körner sind zwar mikroskopisch klein, aber da sie das Licht anders brechen, als das Basismaterial, kann man sie gut ausmachen.
Dieser Effekt ist mir bislang bei keinem anderen Filament so deutlich aufgefallen. Meist sieht man nur unterschiedliche Breiten in der gedruckten Wurst. Manchmal hat man auch den Effekt, dass in der Wurst (scheinbar) transparente Lücke auftreten. Das kommt, wenn Farbe und Basismaterial nicht ordentlich genug gemischt wurde.

Ich habe gestern noch andere Temperaturen mit dem Schwarz von dasfilament ausprobiert.
Bin nicht so richtig glücklich mit dem Material geworden.
Bei dem Versuch, den ich oben gezeigt habe, wurde ja scheinbar zuviel Filament gefördert. Temperatur war zu niedrig, da die Würste nicht aneinander haften ...
Ich habe versucht, Temperatur zu erhöhen und Extrusionsmenge zu reduzieren ...
Habe es nicht geschafft, die erste Lage sauber hin zu bekommen.

Habe das Schwarz dann mal mit den Farbparametern gedruckt, also bei 235° - erste Lage war nach wie vor eher suboptimal, bei den weiteren Lagen normalisierte sich dann aber das Verhalten. Die Temperatur half wohl beim Glattbügeln der Falten ...
DF_S235.JPG
Schaut man genau hin, dann sieht man die unterschiedliche Fördermenge bei der äußersten Bahn am oberen Bildrand.
In der Fläche kann man die unterschiedliche Fördermenge auch erkennen. In einer Bahn wechseln sich glänzende und matte Bereiche ab. Bei den glänzenden Bereichen kann man hochstehende Ränder ertasten, die matten Bereiche sind eher eben.
Daraus folgere ich, dass bei den matten Bereichen die Fördermenge dem Sollwert entspricht und von der heißen Düse mattiert wird. Bei den glänzenden Bereichen könnte die Fördermenge zu niedrig sein, sodass sich die Bahnen seitlich nicht verbinden und somit der Warpingeffekt einsetzt.
Aus technischer Sicht bedeutet das, dass die hellen Stellen geringere Festigkeit aufweisen.
Somit stufe ich diese Fehler als gravierend ein (mir geht es ja hauptsächlich um technische Erzeugnisse, die was halten sollen). Für Vorzeigeobjekte mag das völlig in Ordnung gehen.

Als "Nachtjob" habe ich noch einen Druck mit dem blauen Filament von dasfilament gestartet.
Das Material begeistert mich richtig! Einmal vom Farbton: ein richtiges Blau und nicht so ein Babyblau ;)
Druck lief bei 235° - erste Lage war bereits geschlossen und homogen und das ganze Teil kam raus wie geleckt :D
Druckbett-Halter01.JPG
Gruß Reinhard

django013
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Re: Erfahrungen mit unterschiedlichen Filamenten

Beitrag von django013 » 17.10.2017, 20:01

Moin moin,

inzwischen ist das nächste Teil fertig. Es passte geschickt, dass das Teil etwas weniger Filament benötigte, als die Samples von dasfilament hatten. So druckte ich jedes Teil mit einer anderen Farbe.
Vom "Königsblau" hatte ich ja bereits geschrieben.

Gleiche Druckdatei mit Silber lieferte leider kein so gutes Ergebnis. Das fing schon mit der ersten Lage an:
Druckbett-Halter04.JPG
Ich hatte gehofft, dass es nur die erste Lage betrifft, aber dem war leider nicht so.
Nicht nur die Supportstrukturen ließen zu wünschen übrig ...
Druckbett-Halter03.JPG
auch die Seitenwände waren nicht sauber.
... und das geht ja mal garnicht. Demnach sind die 120% als Extrusionsfaktor noch zu wenig :(
Druckbett-Halter02.JPG
.

Inzwischen läuft ein Druck mit Kirschrot und der lässt sich bislang genauso geschmeidig an, wie der mit Königsblau :)

Gruß Reinhard

charlyBrown
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Re: Erfahrungen mit unterschiedlichen Filamenten

Beitrag von charlyBrown » 18.10.2017, 07:46

Hallo,

"Bei dem roten Filament von schmelzbar tritt das ganz deutlich zu Tage. Im Bereich 210° - 230° ist zwar das Basismaterial flüssig, nicht aber die Pigmente. Im Druck sieht man dann einzelne Körner blinken. Die Körner sind zwar mikroskopisch klein, aber da sie das Licht anders brechen, als das Basismaterial, kann man sie gut ausmachen."

Ich habe mich noch nicht intensiv mit der Zusammensetzung von PLA Filamenten beschäftigt, aber mir sind andere thermoplast. Kunststoffe vertraut, z. B. PEEK. In der Regel werden die mechanischen Eigenschaften von Kunststoffen durch Füllkörper beeinflußt. Die Farbpigmente sind nur ein geringer Anteil. Sie sollten somit keinen Einfluss auf die Temperatur haben. Die Füllkörper sind häufig gemahlene Glaskeramiken. Die Partikelgrößen und -formen beeinflussen die mechanischen Eigenschaften erheblich. Kugelförmige Füller fließen gut. Splitter weniger. Dafür ist der E-Modul der splittergefüllten Komposite höher. Die Größe variiert stark und hat ebenfalls erheblichen Einfluss auf die Rheologie. Je kleiner die Füller, umso höher die Viskosität der Paste im plastischen Zustand bei gleicher Partikelmenge. Die glänzenden Stellen dürften solche Glaskeramikfüller sein. Wenn man sie so deutlich sieht, vermutlich in der Größenordnung über 10 µm.

Gute Komposite haben Füller mit einer "funktionalisierten" Oberfläche, d.h. mit einer Beschichtung die den Verbund zwischen Matrix und Füller fördert. Ob das bei PLA so möglich ist, weiss ich nicht. Aber bei solche Beschichtungen (falls bei PLA vorhanden), Füllkörpergrößenverteilung (monomodal, multimodal), Füllkörperform etc. unterscheiden gute und weniger gute Hersteller.

Die Füller beeinflussen auch den thermischen Ausdehnungskoeffizienten des Komposits und sicher auch die Wärmeverteilung.

Viele Grüße

Karl-Heinz

PS: noch rasch eine Quelle: http://www.polymerlibrary.com/OpenAcces ... 093435.pdf
PLA ist offensichtlich z.Z. sehr attraktiv als mögliches "biodegradable composite".

django013
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Re: Erfahrungen mit unterschiedlichen Filamenten

Beitrag von django013 » 18.10.2017, 08:19

Moin Karl-Heinz,

schön zu lesen, dass Du Dich offenbar mit Kunststoffen auskennst :)
Danke für die Hintergrundinfo und den Link!

Gruß Reinhard

P.S.: Info: - Zitate werden so formatiert: (quote)Zitat Text(/quote)
Das ganze mit eckigen anstatt runder Klammern. Die Forensoftware macht daraus dann eine farbige Textbox.

P.P.S.: wenn ich das richtig verstehe, dann hat das Filament von schmelzbar versteckte Talente, die es noch wertvoller machen. Ich hatte schon von der Haptik den Eindruck, dass es fester ist, aber wenn sich das durch die Beobachtung der Mikrostrukturen noch untermauern lässt, dann ist das ein Grund, sich noch intenisver mit dem schmelzbar Filament zu befassen. Danke!
Königsblau und Kirschrot von dasFilament sind jedenfalls auf bessere Fließleistung abgestimmt, was zumindest einen sauberen Eindruck hinterlässt.

charlyBrown
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Re: Erfahrungen mit unterschiedlichen Filamenten

Beitrag von charlyBrown » 18.10.2017, 08:35

Hallo Reinhard,

ich möchte noch eine Quelle ergänzen, die meine Aussagen (Stichwort Füller) belegt:

http://www.natureworksllc.com/~/media/T ... rs_pdf.pdf

Eine teure Filamentquelle bietet diese in RAL/Pantone Farben an:

https://www.innofil3d.com/wp-content/up ... 160608.pdf

Die Dokumentation auf der Seite, zu der der letzte Link führt, ist meiner Meinung nach vorbildlich.

Nebenbei: es gibt auch Filament die als "private label" z. T. sehr kostengünstig angeboten werden, in Wirklichkeit aber von Markenherstellern stammen.

Viele Grüße

Karl-Heinz

django013
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Re: Erfahrungen mit unterschiedlichen Filamenten

Beitrag von django013 » 18.10.2017, 09:00

Moin Karl-Heinz,

jetzt gibst Du mir aber Futter :)
Danke Dir!

Das erste was mir bei innofil3d ins Auge stach, war die Begrenzung auf 80mm/s
So ein Filament ist uninteressant für mich. Infill und Support fahre ich mit 150mm/s (mehr gibt mein Extruder nicht her) und die Wände müssen 100mm/s auf jeden Fall auch hergeben. Nur für die erste Lage reduziere ich die Geschwindigkeit.
Will ja auch irgendwann fertig werden :popcorn:
Klar bekomme ich bei den Geschwindigkeiten Echoing-Fehler, aber die sind mir egal. Ist ja nur optisch und hat keine funktionelle Einschränkung.

Die Begrenzung auf 80mm/s viel mir auch schon bei anderen Anbieter auf. Mit dem Filament von banggood hatte ich keine Probleme, die Geschwindigkeit so weit zu steigern. Das Material hat sehr gute Fließeigenschaften und die fertigen Teile fühlen sich trotzdem noch gut an.

Nach 'private labels' werde ich mal suchen. Falls Dir eine gute Quelle für Filament bekannt ist, würde ich mich über Tips freuen. Habe mein Lieblingsfilament noch nicht gefunden.

Gruß Reinhard

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