Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

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django013
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Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von django013 » 26.11.2018, 07:30

Moin moin,

nein, heute ist nicht der erste April ;)

Ich kämpfe ja schon länger mit Problemen, die unregelmäßig auftreten, wie z.B. ein Teil von mehreren ist Schrott, mal gibt es Schrott auf allen Teilen, aber erst bei höheren Schichten, ...
... oder etwa: die Drucke mit einer Filamentprobe waren deutlich besser, als die, von der später gekauften Rolle ...

Bin dann über diesen Beitrag gestolpert und plötzlich viel es mir wie Schuppen aus den Haaren: das ist die Lösung!

Habe mir dann das Mikroklima meines Büros vor Augen geführt und plötzlich passt alles zusammen. Der Drucker steht neben dem Schreibtisch in der Nähe des Dachfensters. Bei kalten Außentemperaturen entsteht unter dem Fenster ein Hochdruckgebiet und der Drucker erzeugt ein Tiefdruckgebiet.
Anders ausgedrückt: die aufsteigende Wärme vom Druckbett zieht kalte Luft vom Fenster an.

So etwas hatte ich bislang noch nie im Zusammenhang mit 3D-Druck gelesen, deshalb war ich ziemlich aus dem Häuschen.
Bisher gingen ja alle Radschläge in die Richtung, dass mein Drucker nicht richtig eingestellt wäre.

Nachdem der Lüfter des Hotendes Plastikfussel angesaugt hatte und daran erstickte (also nicht mehr drehte), ging die Temperatur am Coldend durch die Decke und die Teflonröhre war nur noch Matsch.
Mir blieb also nichts anderes übrig, als per coldpull das Hotend wieder flott zu bekommen.
Der (erste) coldpull war aber nur mit Gewalt möglich, deshalb musste ich rel. viel vom Bowden abschneiden.
Warum ich das erwähne?

Nun, ich wollte die Abhängigkeit von der Raumtemperatur testen - und nach dem Coldpull hatte ich ein fast neues Hotend.
Erster Test sah dann so aus:
Print06.JPG
Der Schutzwall bot nicht wirklich Schutz :shock:
Ich versuchte dann den Abstand zur Wand zu verringern und die Orientierung der Bauteile zu ändern ...
Print03.JPG
Die Wand war etwas besser, aber die Teile immer noch unterirdisch. Ein Teil war geringfügig besser ...
Scheinbar sind die Bauteile zu klein, um sie anständig zu drucken.

Beim nächtsten Großdruck sieht die Lage ganz anders aus:
Print08.JPG
Die Mauer funktioniert und hält die Fehler außerhalb der Druckteile. Bei den Druckteilen gibt es immer mal wieder Ausreißer im Infill, aber die Wände sind sauber. Das ist doch schon mal was.
Änderungen an den Pappkartons, die ich zum Schutz vor kalter Luft aufstellte, waren sofort sichtbar in den Fehlern der Wand.

Ach so ja: alle 3 Bilder entstanden mit gleichen Druckparametern, also gleiche Temperatur, gleiche Geschwindigkeit, gleiches Filament ...
Wenn also mein Setup nicht passen würde, könnte nicht der letzte Druck der beste sein.

Werde also die defekten Teile mit Schutzwall nochmal drucken.
... und der Drucker bekommt eine Garage - irgendwann demnächst ;)

Gruß Reinhard

RobertD
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Re: Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von RobertD » 26.11.2018, 09:09

Hab auf YouTube vor ewiger Zeit ein Video dazu gesehen. Derjenige hat eine einfache Umhausung aus Kunstoffrohren und Klarsichtfolie gebaut, die man beim Druck einfach nur drüber stülpt. Da ging es darum, dass die Wärme im Druckbereich bleiben soll, also im Prinzip das gleiche Thema. Die Folie ermöglichte dann das beobachten.
Gruß,
Robert

django013
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Re: Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von django013 » 26.11.2018, 09:59

Moin Robert,

danke für den genialen Tip :)

ich habe noch viele so Pappwinkel, die bei den Aluprofilen als Kantenschutz dabei waren.
Damit müsste ich auch was hinbekommen.
Irgendwie war ich völlig auf Holz fixiert, aber das muss ja garnicht sein. Perfekt!

Gruß Reinhard

Empusas
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Re: Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von Empusas » 27.11.2018, 08:16

Naja, also wirklich gut sehen die Teile, vor allem aber die "Mauer" nicht aus. Das die Umgebungstemperatur einen Einfluss hat ist bedingt richtig und hängt sehr stark vom Material ab. Da PLA schon bei ca. 60 C weich wird, kann bei sehr heissen Temperaturen wie in diesem Sommer die Kühlung nicht mehr ausreichen. Dann passiert z.B. das war ich und viele andere Besitzer des MK3 erlebt haben, durch die Retraktions faltet sich das Filament in der "Heatbreak" oder "Throat". Das gleiche Problem bekommt man schnell mit einem Enclosure und PLA.

Sonst ist es eher das andere Problem, das Filamente die gerne warpen wie z.B. Nylon, ABS, PC usw. einfach zu schnell abkühlen. Das erzeugt dann Spannungen zwischen den Schichten die zum warpen oder gar zu reißen zwischen den Bayern führen.
Darum bauen sich viele eine Umhausung, oder "Enclosure". Ganz beliebt auch wegen der geringen Kosten ist der Ikea Lack Tisch. Da gibt es hunderte Versionen auf Thingiverse. Ich habe mich für den neuen MK3 für die Version von Prusa entschieden, die ich aber leicht geändert habe um mehr Höhe für das MMU rein zu bekommen. Habe ich alles im Blog beschrieben. Da das Ding wohl evtl. im Büro stehen bleibt, sollte es eben auch nach etwas aussehen. Da bleiben ausserdem die meisten Mikropartikel drin, die ich nicht ständig einatmen möchte. Ich überleg enoch eine Art Absaugung dran zu bauen.
https://theprusamk3clone.blogspot.com/2 ... art-1.html

Für meinen CR10 habe ich auch ein Enclosure basierend auf einem billigen IKEA Wickeltisch gebaut. Die Wände sind aus dünner Presspappe, gleiches Material wie Rückwände von billigen Schränken. Darin hatte ich Schallschutzschaumstoff geklebt und vorne eine Türe aus Makralon dran gemacht.
Damals ging es mir hauptsächlich um Schalldämmung, da mir der Drucker trotz diverser "Upgrades" auf die Eier ging.
Die Zeit hat dann aber gezeigt das es für Drucke mit PLA eher von Nachteil war. Sodas ich die Türe immer offen hatte und irgendwann abgeschraubt hatte.

Wer seinen Drucker in ein solches "Gehäuse" stellt sollte tunlichst das Netzteil nicht im selbigen haben. Das reduziert die Lebenserwartung von Schaltnetzteilen erheblich wenn sie ständig bei einer Umgebungstemperatur von 60-80C betrieben werden und die Kühlung nicht mehr gegeben ist.

Wenn du "Aussetzer" im Infill hast ist das zu 99% die Geschwindigkeit zu hoch und hat weniger mit der Temperatur zu tun. Das Infill ist bei fast alles Slicern "ungebremst", man druckt also quasi mit full speed. Das ist nämlich leider auch ein Irrglaube vieler das ihr Drucker mit 200mm/s drucken würde. Bei den meisten Slicern kann man einstellen das Wände, 1st Layer, Top Layer usw. mit x% der maximalen Geschwindigkeit gedruckt werden. Dazu kommt noch das andere Faktoren wie Beschleunigung, Abbremsen usw. einen großen Einfluss auf die echte Druckgeschwindigkeit hat. Nur beim Infill hat man dann fast die Geschwindigkeit die man im Slicer einstellt.
Darum ist es immer ein Zeichen das man schneller druckt als es der Drucker her gibt wenn im Infill "Löcher" sind.

Habe meinen orig. MK3 im Moment in einem Zimmer stehen das wir im Moment nicht nutzen. Die Heizung war in dem Zimmer aus und was sagt mein Drucker? Heatbed min Temp Error. Bei 15C war es ihm zu kalt das er erst gar nicht angefangen hat zu drucken. Heizung auf 17C gestellt und alles ok.

Übrigens hat der Bautteillüfter einen viel größeren Einfluss als die Luftzirkulation durch Umgebungstemperatur. Ein Grund warum E3D gerade das Design des Titan Aero Kühlkörpers ändert. So das die Luft nach seitlich nach oben geführt wird um weniger Wirbel ums Bauteil zu erzeugen.
Also wenn dein Drucker nicht gerade im Winter im offenem Fenster steht, sollte der Einfluss minimal sein.
Schönen Gruß
Sascha

django013
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Re: Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von django013 » 27.11.2018, 08:54

Naja, also wirklich gut sehen die Teile, vor allem aber die "Mauer" nicht aus.
Aber nur, weil Du den Sinn der Mauer nicht verstanden hast :D :fumb

Da ich die kalte Luft nicht davon abhalten konnte, zum Drucker zu strömen, habe ich einen Schutzwall um die Druckteile gelegt (einfach die Anzahl Layer beim Skirt vergrößert). Der Sinn der Mauer ist, die Fehler in der Mauer zu haben und nicht im Druckteil. Die Mauer ist für die Tonne.

Das hat wunderbar geklappt. Die Druckteile sind alle sauber geworden, was ich ohne die Schutzmauer sicherlich nicht geschafft hätte.
Also wenn dein Drucker nicht gerade im Winter im offenem Fenster steht, sollte der Einfluss minimal sein.
Seit ich sporadische Fehler habe, habe ich mir sehr viel Blödsinn von angeblichen Profis anhören müssen.
Keiner (!) der Tips hätte sporadische Auswirkungen gehabt.

Technik ist für mich logisch. Wenn ich unlogische Fehler bekomme, brauche ich auch eine unlogische Ursache.
Das Wetter ist hochgradig unlogisch und unstetig - wenn mir also jemand zeigt, welche Auswirkung die Raumtemperatur haben kann und ich das dann auch noch bei mir nachvollziehen kann, dann ist es mir herzlich egal, was Du oder sonst jemand für sinnvoll erachtet.

Gruß Reinhard

Empusas
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Re: Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von Empusas » 27.11.2018, 21:05

django013 hat geschrieben:
27.11.2018, 08:54
dann ist es mir herzlich egal, was Du oder sonst jemand für sinnvoll erachtet.

Gruß Reinhard
Tja, war ein nett gemeinter Ratschlag, aber wenn du meinst du weist eh alles besser...
Bei mir laufen 4 Drucker seit >2 Jahren fast rund um die Uhr. Ich drucke alles von PLA, PETG, Nylon, ABS und jetzt auch PC. So eine Mauer habe ich noch nie gebraucht. Das Konzept kenne ich schon seit es in den ersten Slicern aufgetaucht ist und halte ich für Schmarn, da es nur unnötig Material verschwendet. Und bei PLA ist es gleich doppelt Schmarn.
Aber jeder Jeck glaubt was er will.

Erinnert mich ein wenig an das hier https://assets.wallstreet-online.de/_me ... lation.jpg
Schönen Gruß
Sascha

KarlG
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Re: Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von KarlG » 27.11.2018, 21:43

Moin,
Empusas hat geschrieben:
27.11.2018, 21:05
Bei mir laufen 4 Drucker seit >2 Jahren fast rund um die Uhr.
unter/neben einem Dachflächenfenster? Die Erklärung von Reinhard ergibt durchaus einen Sinn. Wenn die eigene Situation anders ist, hat man NATÜRLICH das "Problem" auch nicht...

...Jungs: Die Situation (nicht nur die "politische") ist extrem angespannt und will sich irgendwo "entladen" - das wird auch in Kürze passieren. Das sollte aber nicht die Mitmenschen treffen, sondern die Schuldigen, die diese Situation absichtlich erzeugt haben. Bis dahin, bitte alle einen Gang zurück schalten. Danke!

Gruss
Karl

django013
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Re: Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von django013 » 28.11.2018, 05:19

KarlG hat geschrieben:unter/neben einem Dachflächenfenster?
Yo, Karl, die Erkenntnis hat mich auch vom Hocker gehauen.
Das Dach wurde diesen Sommer modernisiert und in dem Zug gab es auch neue Dachfenster.
Sind jetzt 3fach verglast und entsprechen den neuesten Vorschriften ...
... trotzdem flackert eine Kerze auf dem Schreibtisch.

So nebenbei: als ich eingezog, hatte ich den Eindruck, dass es mir immer kalt in den Nacken zog, wenn ich in die Nähe eines Dachfensters kam. Ich habe dann eine Kerze genommen und die ging aus, wenn ich nur in die Nähe des Fensterloches kam.

Dachfenster ist also schon anders, als andere Fenster. Das gilt für Sonneneinstrahlung genauso wie für Kälte.

Gruß Reinhard

KarlG
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Re: Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von KarlG » 28.11.2018, 08:39

Moin Reinhard,
django013 hat geschrieben:
28.11.2018, 05:19
Dachfenster ist also schon anders, als andere Fenster. Das gilt für Sonneneinstrahlung genauso wie für Kälte.
das ergibt sich aus dem "Dämmverhältnis" (U-Wert) und der Einbausituation. Die Probleme gabs früher auch schon, die wurden aber mit den "zeitgemäßen" Dämmstandards extremer.

Ein "aktuelles" Dach hat gegenüber dem DFF eine um etwa 5-7-fach bessere Dämmwirkung. D.h.: Das DFF ist DIE Wärmebrücke und durch dem schrägen Einbau "fällt" im Winter an der Stelle die kalte Luft (quasi als "Säule") nach unten. Bei einem "normalen" Fenster in der Aussenwand hat man das Problem genauso - das wirkt sich aber anders aus: Fensterbank, Laibung, Wand, Boden und es ist weniger extrem (Faktor 3-4 Wandaufbau zu Fenster).

Gruss
Karl

Empusas
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Re: Jahreszeit beeinflusst Druckqualität

Beitrag von Empusas » 28.11.2018, 11:55

django013 hat geschrieben:
28.11.2018, 05:19
Ich habe dann eine Kerze genommen und die ging aus, wenn ich nur in die Nähe des Fensterloches kam.
Also das hört sich do eher nach einem undichten Fenster an und dann würde es auch Sinn ergeben. Aber wenn es für dich funktioniert ist es ja gut.

Bei all den Problemen die ich in Foren und FB Gruppen so lese sind es zu 95% die Einstellungen. Und wenn ich das richtig deute druckst du mit PLA auf einem Ender 3 mit Standard Hotend/Druckkopf, richtig? Ich würde wetten das deine Probleme, auch die mit dem defekten Infill weg sind sobald du langsamer druckst.

Ansonsten eine Einhausung bauen. Den Link zu dem Ikea Lack Gehäuse habe ich gepostet weil so ein Tisch nur 5,99€ kostet, zusammen mit Makralonplatten als Wände und den gedruckten Teilen ist man bei ca. 60-70€. Das Ding schaut gut aus und in der Version von Prusa kann man den oberen Tisch abnehmen wenn man mal was am Drucker machen will oder ohne Einhausung drucken möchte. Daher fand ich die Lösung sehr gut.
Schönen Gruß
Sascha

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