Hier ging es ja eigentlich um Mach3 oder Mach4, aber ich möchte LinuxCNC dann doch mal in ein etwas besseres Licht rücken
django013 hat geschrieben: ↑21.12.2017, 10:36
LinuxCNC halte ich für Verarschung auf der ganzen Linie. LinuxCNC ist die langsamste Steuerung überhaupt
Was genau ist denn langsam?
Die Schritterzeugung selbst ohne spezielle Hardware von Mesa und billigsten LPT-PCI-Karte lag hier bei 30kHz für Step/Dir - mit etwas Elektronik macht man daraus 60kHz (Quadratur-Modus). Damit kann man schon einiges machen.
und die mesa-Karten sind die teuerste Hardware, die es im Hobbybereich gibt.
Meine PCI-5i25 mit 34 I/Os hat €120 gekostet. Fand ich jetzt nicht zu viel, zumal ich damit bis zu zehn Stepper mit >1MHz und PWMs etc. ansteuern kann und ganz andere Latenzen (im ns-Bereich) als mit USB/Ethernet habe. Und wenn die 34 Pins nicht reichen, kann ich für die "langsamen Dinge" (bspw. 1ms-Reaktionszeit) noch eine billige Dual-LPT-PCI-Karte einstecken oder ich baue mir mit vier Pins ein Schieberegister für eine praktisch beliebige Anzahl an zusätzlichen I/Os auf.
Dafür gibt es mWn nach noch nicht mal eine Mach-Lizenz.
Angeblich Opensource, nur muss man die Hosen herunter lassen, um überhaupt die Software zum Bespielen der FPGA (von Xilinx) zu bekommen
Opensource heisst nicht, dass man sich nicht registrieren muss, um die Werkzeuge anderer Hersteller einzusetzen. Ja, die Xilinx-Registrierung nervt. Aber das macht man einmal und gut is. Die VHDL-Dateien von Mesa sind jedenfalls frei verfügbar, gut dokumentiert und ich konnte meine 5i25 auf Anhieb sehr frei konfigurieren.
und dann gibt es keinerlei Hilfe an der Ecke. Das Forum ist da sehr zugeknöpft. Ähnlich verhält es sich, wenn man Treiber für eigene Hardware entwickeln will. Hilfe gibt es für triviale Fragen, aber wenn's ans Eingemachte geht, steht man alleine ohne Hilfe und ohne Dokumentation da.
Im LinuxCNC-Forum habe ich noch nie gefragt, dazu kann ich also nichts sagen. Bisher beantworteten sich meine Fragen immer durch die vielen Beispiele und Hinweise in der Doku, im Forum und dem Wiki.
Gerade zum HAL gibt es reichlich Beispiele und Tutorien.
Englisch muss man dazu aber natürlich halbwegs beherrschen.
Ich muss allerdings noch dazu schreiben, dass ich seit jetzt 17 Jahren praktisch nur noch Linux nutze, sowohl privat als auch im Unternehmen (nur EstlCam läuft hier unter Win7 in einer VB
Daher hatte ich damals natürlich wenig Berührungsängste.
Zum Support bei Mesa kann ich nur Positives vermelden: meine zwei Fragen zur 5i25 wurden von Mesa prompt (innerhalb einer Stunde) und zufriedenstellend beantwortet.
Nur als Beispiel: meine Konfiguration ist Gantry-Fräse mit 4 Achsen, also 5 Stepper - bei den Empfehlungen der Mesakarten und Bobs, die zwingend zu sein scheinen, lag ich bei ca. 600 Euro (reine HW) und hatte immer noch nicht die ganze Funktionalität eines ESS.
Dann hat man Dir Unsinn erzählt. Du benötigst weder Mesa-Karten noch deren BOBs (habe ich hier auch nicht) für eine "normale" Stepper-Hobbyfräse. Ein vernünftiges ITX-Motherboard, eine 10€-PCI(e)-LPT-Karte, und schon hat man für knapp 70€ eine komplett funktionsfähige Steuerung (hab ich hier für meinen CNC-Plasma-Schneider).
Was aber sicherlich stimmt: man muss sich am Anfang einarbeiten.
LinuxCNC ist nichts für Leute, die alles anstöpseln und direkt loslegen wollen. Man muss etwas Arbeit investieren - dafür kriegt man aber auch jede exotische WZW-Lösung zum Laufen und verliebt sich dann fast in das HAL, einfach, weil man damit sehr flexibel ist. Geniale Sache
Man kann in LinuxCNC wirklich
alles kontrollieren, die Oberfläche bis auf jedes Pixel (ich verwende hier gmoccapy mit Touchscreen) auf eigene Bedürfnisse etc. zurechtschneiden (mit Glade kann man das sogar komfortabel in einer eigenen grafischen Oberfläche) und die Skriptsprache verwenden, die man möchte (ich arbeite am liebsten unter Tcl). Zusätzlich ist es kein Problem, seine Hardware in einer VM zu simulieren und zu testen - es gibt entsprechende Hilfsmittel (Oszi, usw.)
Und nicht zu vergessen: man zahlt keinen Cent für die Software und es gibt keine Lizenzprobleme.
Für mich als Unternehmer war damals sehr wichtig: ich kann mir sicher sein, dass ich auch noch in fünf Jahren Fehler beheben kann und auf keinen (mit etwas Pech ausgelaufenen) Support des Herstellers hoffen muss. Wobei ich im Interpreter selbst noch keinen für mich relevanten Fehler gefunden habe, nur kleinere in den Oberflächen. LinuxCNC ist von den Bugs her sehr ausgereift.
Viele Grüße,
Christoph