Fräsen mit viel zu geringer Drehzahl?

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django013
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Fräsen mit viel zu geringer Drehzahl?

Beitrag von django013 » 31.08.2017, 09:37

Hallo,

manche werden es sicher schon gelesen haben, ich will mir ein wassergekühltes Hotend für den 3D-Drucker schnitzen.
Passende Zuschnitte aus Vollalu sind bezahlbar, jetzt stellt sich mir die Frage, was ist machbar?

In den Block müssen viele Bohrungen eingebracht werden. Das sollte mittels Bohrmaschine machbar sein.
Die Außenkontur erfordert aber einige Fräsungen. Fräse habe ich noch keine für Metallbearbeitung nutzbar.

Für die Bohrmaschine habe ich einen Bohrständer mit Kreuztisch. Genauigkeit liegt wohl im Millimeterbereich - ist nur ein einfaches Teil. Egal ...
Die Oberfräse werde ich wohl nicht solide genug einspannen können.

Jetzt die Frage an die Zerspanungsprofis:
Was meint Ihr? Könnte das klappen? - Fräser in Bohrmaschine spannen und den Kreuztisch von Hand kurbeln?
Der Fräser hat 10mm Durchmesser, sodass ich die Bohrmaschine im 1. Gang betreiben würde
(Drehzahl max. 1000 U/min)
Ich würde die Kontur anreißen und mit Marker füllen, sodass ich auf Sicht fliegen kann.

Gruß Reinhard

FerdinandFräs
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Re: Fräsen mit viel zu geringer Drehzahl?

Beitrag von FerdinandFräs » 31.08.2017, 12:47

Moin,

Hast Du das Material schon gekauft? Nimm kein Reinalu, das schmiert fürchterlich und auch kein mit Si legiertes (die sind meistens hochfest). Am besten wäre AlMgCu oder sowas in Bohr- und Fräsqualität.
kannst Du die Pinole klemmen? Wenn ja unbedingt machen.
Kannst Du kühlen? Im Notfall tuts auch ein Pinsel+Becher mit Terpentin
Das mit dem Terpentin hat mir mal ein alter Dreher gezeigt, stinkt elendig und ist eine mega Sauerei aber kühlt gut, macht beim Aludrehen ne absolut spiegelnde Oberfläche und hilft enorm gegen Aufbauschneidenbildung mit der Du massiv Probleme bekommen dürftest...

Ich würds folgendermaßen machen:
Einen billigen aber scharfen HSS-Fräser verwenden (1- oder 2-Schneider, unbedingt unbeschichtet), nur begrenzt seitlich zustellen, wenn möglich im Gegenlauf fräsen und mal probieren einen Gang hochzuschalten ob es mit mehr Drehzahl besser geht. Ich denke dass eher die Steifigkeit bzw das Spiel deiner Bohrmaschine der begrenzende Faktor ist anstatt ihrem Drehmoment. Mit weniger Zustellung reduzierst Du erheblich die Kräfte in axialer und radialer Richtung = weniger Ratterneigung = bessere Oberfläche und längere Lebensdauer vom Fräser, außerdem brauchts weniger Drehmoment. In der Theorie hilft schnellere Drehzahl bis zu einem gewissen Punkt gegen das Zuschmieren von deinem Fräser (bei HSS unbeschichtet 1200 bis 1600 rpm aus dem Bauch raus), dazu brauchst Du allerdings auch den nötigen Vorschub. Hier hilft fast nur ausprobieren und öfters mal anhalten, freifahren und bei Bedarf die Spannuten/Schneiden freipopeln.

Ich hab mal auf einer Baumarktbohrmaschine mit einem 3er Fräser aus Bohrungen Langlöcher gemacht. Ohne Kreuztisch ohne Klemmung alles frei Hand und in Edelstahl, sah nicht schön aus und ich könnte mich rückblickend Ohrfeigen wegen der Verletzungsgefahr, hat aber funktioniert. So gesehen würde ich sagen Du hast ne gute Chance :mrgreen:

Gruß, Dennis

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dsmaschinenbauteile
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Re: Fräsen mit viel zu geringer Drehzahl?

Beitrag von dsmaschinenbauteile » 31.08.2017, 12:52

Vor zwei Wochen erst eine Wasserkühlung für ein Dualhotend gefräst. Habe 5083 genpmmen und mit HSS fräsern gefräst, Co5 und Co8 legierungen. Kann dir sicher beim fräsen helfen wenn dudu möchtest

5083
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Re: Fräsen mit viel zu geringer Drehzahl?

Beitrag von 5083 » 31.08.2017, 15:12

priox3d hat geschrieben:
31.08.2017, 12:52
Habe 5083 genpmmen
:mrgreen:
Viele Grüße
5083

django013
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Re: Fräsen mit viel zu geringer Drehzahl?

Beitrag von django013 » 01.09.2017, 05:19

Moin moin,

danke für Eure Unterstützung!
Nimm kein Reinalu, das schmiert fürchterlich und auch kein mit Si legiertes (die sind meistens hochfest)
Material wird sein: AlCu4PbMgMn
kannst Du die Pinole klemmen?
Ist ne "normale" Bohrmaschine. Wüsste nicht wie.
Einen billigen aber scharfen HSS-Fräser verwenden (1- oder 2-Schneider, unbedingt unbeschichtet)
Warum einen unbeschichteten Fräser nehmen?
Laut Wicky hilft die Beschichtung gegen Aufbauschneide
dazu brauchst Du allerdings auch den nötigen Vorschub
also lieber nicht von Hand kurbeln, sondern nen Motor dran? Weiß nicht, ob ich das so auf die schnelle hinbekomme ...

Gruß Reinhard

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dsmaschinenbauteile
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Re: Fräsen mit viel zu geringer Drehzahl?

Beitrag von dsmaschinenbauteile » 01.09.2017, 07:08

Alle richtigen Alufräser sind unbeschichtet und spannutpoliert. Je nach Beschichtung hilft es oder macht noch mehr ärger. Ich nutze HSS Co5 oder HSS Co8 mit polierter Spannut, die laufen sehr gut.

FerdinandFräs
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Re: Fräsen mit viel zu geringer Drehzahl?

Beitrag von FerdinandFräs » 01.09.2017, 07:29

Servus,

Das Material sieht gut aus
django013 hat geschrieben:
01.09.2017, 05:19
Ist ne "normale" Bohrmaschine. Wüsste nicht wie.
Dann würde ich etwas unter den Hebel legen dass er bei der gewünschten Tiefe steht und ihn mit einem Spanngurt festzurren.
So verhinderst Du zumindest ein Stück weit dass der Hebel "tanzt" und Du hast nur noch das Spiel/den Federweg von der Pinole. Von Hand festhalten ist nicht so toll weil so schnell reagiert kein Mensch auf die sich ändernden Z-Kräfte...
django013 hat geschrieben:
01.09.2017, 05:19
Warum einen unbeschichteten Fräser nehmen?
Laut Wicky hilft die Beschichtung gegen Aufbauschneide
Ja und Nein...
Es gibt Beschichtungen speziell für Alu die das Abfließen des Spans verbessern, die sind dann meistens durchsichtig oder gelb/weislich (wie gebürstetes Gold kein Ahnung wie ich die Farbe beschreiben soll :roll: ), kenne ich persönlich aber nur von hochpreisigen VHM-Werkzeugen.
Von VHM würde ich dir absolut abraten, durch die Vibrationen hast Du ruck-zuck kleine Ausbrüche an den Schneiden und dann wars das.
Außerdem sind HM-Werkzeuge bei Bruch weitaus unangenehmer was Splitter usw. angeht.
Bei HSS kenne ich nur die gängigen goldenen und schwarzen Beschichtungen (hart+Wärmesperre für die Stahlbearbeitung), die sind aber relativ rau und behindern damit den Spanabfluss/begünstigen das "Festbacken". Eine Beschichtung erzeugt auch immer eine gewisse Verrundung an der Schneidkante = weniger scharf und zu guter letzt kostet die Beschichtung Geld.
Bei der zweifelhaften Überlebenschance für deine Fräser würde ich zu zweischneidigen chinesischen Fräsern aus diesem Thema greifen, zumal damit ja gute Erfahrungen gemacht wurden
django013 hat geschrieben:
01.09.2017, 05:19
also lieber nicht von Hand kurbeln, sondern nen Motor dran? Weiß nicht, ob ich das so auf die schnelle hinbekomme ...
Nene, das war so gemeint dass es wahrscheinlich nicht viel ausmacht dass Du "nur" 1000 Umdrehungen hast, weil Du ja eh nicht so schnell kurbeln kannst, bzw in Ecken sowieso langsamer werden musst. Trotzdem würde ich mal testen obs mit mehr Drehzahl besser oder schlechter geht. Einen Motor würde ich nicht dranbauen, auf den alten konventionellen Maschinen hat man ja auch viel von Hand gekurbelt und da ging das auch...

Gruß, Dennis

Edit: Da war Priox schneller :wf

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