Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Werkstoffe, Werkzeuge, Bohr- & Fräsparameter
cncee
Beiträge: 9
Registriert: 28.12.2017, 01:48

Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von cncee » 02.03.2018, 00:28

Hallo liebe Gemeinde,

wie dem Titel zu entnehmen, habe ich einige Fragen zur Gesundheitsgefährdung durch Minimalmengenschmierung.
Heute habe ich sehr lange zerspant und nach einigen Stunden hat sich ein sehr dichter Nebel in der Werkstatt gebildet. Da ich damit gerechnet habe, trug ich die ganze Zeit über eine A2P2 Atemschutzmaske.
Zu meiner Minimalmengenschmierung: es ist eine Tröpfchenschmierung und ich verwende das Schmiermittel Fenella, das es bei Sorotec zu kaufen gibt.
Unter "Einstufung" im Sicherheitsblatt ist dort H304 zu sehen, also Aspirationstoxizität, na toll.
Meine Frage ist: wie stellt ihr eure Minimalmengenschmierungen eigentlich ein, damit es nicht zu Nebelbildung kommt und welche Schmiermittel benutzt ihr? Wenn das Fenella-Schmiermittel gesundheitsschädlich ist, werde ich es schleunigst entsorgen. Aber welche Alternativen gibt es, die gesundheitlich unbedenklich sind? Was benutzt ihr?
Ich habe von Hebro 100AL gelesen, das gut sein soll. Nur leider komme ich da als Privatperson nicht ran, eine Anfrage wurde abgelehnt. Könnte das ggf. jemand hier aus dem Forum besorgen?

Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe!
cncee

Lars
Beiträge: 633
Registriert: 07.09.2016, 12:33

Re: Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von Lars » 02.03.2018, 06:20

Ich verwende Spiritus. Ich hoffe mal, dass meine Vermutung stimmt, dass ich da hauptsächlich an meine Promillegrenze denken muß, und dass da nicht noch was giftiges außer Alkohol und Vergällung drin ist. Und ich fräse in der offenen Garage, also quasi im Freien.

FerdinandFräs
Beiträge: 210
Registriert: 27.07.2017, 18:42

Re: Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von FerdinandFräs » 02.03.2018, 20:15

Lars hat geschrieben:
02.03.2018, 06:20
Ich hoffe mal, dass meine Vermutung stimmt, dass ich da hauptsächlich an meine Promillegrenze denken muß, und dass da nicht noch was giftiges außer Alkohol und Vergällung drin ist.
Hatte mal nen Arbeitskollegen der ab und zu ein Schnapsglas von genascht hat und der lebt immernoch, kann also so schlimm nicht sein :lol:

Benutzeravatar
Christian Knüll
Beiträge: 241
Registriert: 19.01.2016, 10:14

Re: Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von Christian Knüll » 03.03.2018, 00:00

Hallo,

Fenella besteht laut Datenblatt aus Alkanen und Butylstearat.
Letzteres kann die Atemwege und Augen reizen, Giftig in dem Sinne ist allerdings beides nicht wirklich.
Bei Alkanen sollte man allerdings den "Bumms" Faktor beachten - die können explosionsfähige Gemische bilden -> kleiner, schlecht belüfteter Raum + viel Schmierung = schlechte Idee.

Ich sag mal solange es ums Hobby geht: Fenster auf und gut.
Professionell: Einhausung mit Absaugung ins Freie. (Reicht ja meist schon von 3 Seiten um einen guten Effekt zu erzielen)

Christian

Michael B.
Beiträge: 172
Registriert: 14.01.2018, 09:29

Re: Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von Michael B. » 03.03.2018, 12:51

Hi,
als Alternative dafür kann ich normale Bohrmilchkonzentrat empfehlen.
Ich fräse alles mit einer leichten Mischung (3% Konzentrat den Rest mit Wasser aufgefüllt).

Das meiste verdampft bei mir direkt wieder, das was als Flüssigkeit zurückbleibt verflüchtigt sich normalerweise innerhalb 1-2h von selbst.

Kostenpunkt 27€ für 5l Konzentrat. (Optimal CoolRunB bei Amazon erhältlich)

Reicht mal für 165l Kühlflüssigkeit.

Gruß Michael

Benutzeravatar
Christian Knüll
Beiträge: 241
Registriert: 19.01.2016, 10:14

Re: Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von Christian Knüll » 03.03.2018, 14:09

Hallo,

konventionelle Emulsion / Kühlschmierstoff würde ich eher nicht vernebeln - zumindest nicht ohne wirklich das Datenblatt vorher gelesen und verstanden zu haben.

Bei Minimalmengenschmierstoffen ist von Anfang an klar, dass sie in erheblichen Konzentrationen in der Luft landen.
Selbst wenn der Sprühkopf gut ist und selbst fast nichts verdampft verdampft das Zeug spätestens am Fräser und Werkstück und soll das ja auch um eine gute Kühlwirkung zu erzielen.
Für die Hersteller steht deswegen "nicht giftig" und "nicht krebserregend" ganz oben auf der Prioritätenliste.
Dass das Zeug alles "reizend" ist sollte nicht verwundern, denn was außer reinem Wasser ist das nicht?
(Würde man Schnaps als Sprühschmierstoff verkaufen wäre ein "!" Symbol und "H319: Verursacht schwere Augenreizungen" drauf...)

Emulsion wird bei sachgemäßer Anwendung nur in geringen Mengen verdampft - entsprechend können da sehr viel gefährlichere Stoffe drinnen sein.


Christian

Michael B.
Beiträge: 172
Registriert: 14.01.2018, 09:29

Re: Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von Michael B. » 03.03.2018, 15:15

Hi Christian,

also bedingt durch die Sätze die ich schon gelesen habe, seh ich das eher entspannt.

Beispiel:
Sauerstoff in Druckflaschen
Sicherheitssatz: Nicht einatmen, kann tödlich sein!

Stimmt soweit, wenn ich keinen Sauerstoff einatme kann ich daran sterben, ...

Gruß Michael

jogger
Beiträge: 63
Registriert: 20.09.2017, 10:43

Re: Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von jogger » 05.03.2018, 09:01

@Michael:

Was Christian meint, ist, dass eine konventionelle Emulsion nicht für feine Zerstäubung geeignet sein muss bzw. die Giftigkeit bei dieser Einsatzart nicht zwingend getestet wurde bzw. empfehlenswert ist. Wie man am Sauerstoff sieht, macht die Dosis das Gift (wie immer). Und wenn man durch MMS die Konzentration in der Atemluft gegenüber konventioneller Kühlung massiv erhöht, dann kann das eventuell Probleme geben.

Es schadet ja nicht, zumindest mal einen Blick ins TDB/SDB zu werfen.

Letzte Woche auf der METAV war ich bei Datron und die frästen dort mit reinem Ethanol. Da kann man sich sicher sein, dass es eingeatmet nicht wirklich giftig ist - und es hinterlässt keine Spuren. Wenn man das Fenster öffnet, dürfte die Konzentration auch nicht zu hoch werden.
Oder man saugt eben ab.

Gibt es Sensoren, die Ethanolkonzentrationen halbwegs genau bestimmen können?

Viele Grüße,
Christoph

Benutzeravatar
Christian Knüll
Beiträge: 241
Registriert: 19.01.2016, 10:14

Re: Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von Christian Knüll » 05.03.2018, 10:36

Hallo Michael,

ich hab mir gerade mal den Spaß gemacht ein zufälliges Sicherheitsdatenblatt einer Bohremulsion bei Google rauszufischen.
Ein Bestandteil davon war gleich mal giftig und "R60: kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen"
Anteil: 5%

Sowas will ich dann wirklich nicht in der Luft haben.

Das mit dem Sauerstoff in der Druckgasflasche ist übrigens im wahrsten Sinne "todernst" und praxisbezogen - kein Beispiel der Sorte "Bitte trocknen Sie Ihre Katze nicht in der Mikrowelle".
Das Stichwort ist Taucher. Gehst du mit dem reinen Sauerstoff und ansonsten normaler Ausrüstung tauchen wirkt er ab ca. 7m Tiefe für Menschen giftig. Und zwar giftig im Sinne von akuter Lebensgefahr - daran sind schon einige gestorben.
Sauerstoff -> Druckgasflasche -> Taucher -> definitiv eine mehr als berechtigte Warnung (auch wenn das mit dem Sauerstoff eigentlich jeder Taucher wissen sollte...)


Christian

Lars
Beiträge: 633
Registriert: 07.09.2016, 12:33

Re: Einstellung Minimalmengenschmierung, Schmiermittel und gesundheitliche Belastung

Beitrag von Lars » 05.03.2018, 11:15

jogger hat geschrieben:
05.03.2018, 09:01
Letzte Woche auf der METAV war ich bei Datron und die frästen dort mit reinem Ethanol.
In Brennspritus ist mind. 94% reiner Ethanol, plus Reste von Methanol, sowie Vergällungsmittel.

Reiner Ethanol würde der Branntweinsteuer unterliegen und sich deswegen um rund 13€/Liter verteuern - lohnt sich zum Fräsen wohl nicht. Was verwendet Datron dann genau?

Dann gibt es noch reinen 100% Bioethanol - der kostet ca. 2€/Liter und muß demnach auch vergällt sein. Aber er soll besser riechen als Brennspiritus. Wäre also mal einen Versuch wert.

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste