Eigene CNC Fräse - Mehr als ein teures Hobby?

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Olli_aus_DD
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Eigene CNC Fräse - Mehr als ein teures Hobby?

Beitrag von Olli_aus_DD » 07.03.2023, 18:43

Hallo Zusammen,

jeder, der einmal anfängt, eine eigene CNC-Maschine zu bauen, stellt irgendwann fest, dass dies ein ziemlich teueres Hobby werden kann. Sobald ein einigermaßen lauffähiges Gerät seine Bahnen zieht, fallen dem Erbauer bereits viele Dinge ein, die erweitert und verbessert werden können.

Entweder man ist nun sehr vermögend, sodass man allen Ideen einfach freien Lauf lassen kann, oder jede Weiterentwicklung setzt einen gedankliches Hin und Her in Gang, was man gern hätte, was nötig ist und was man sich leisten kann und will (so ist es zumindest bei mir).

Das bauen und benutze einer eigenen Fräse ist ein sehr schönes Hobby, da sich der technikaffine Bastler hier auf vielfältige Weise selbst verwirklichen kann und dabei auch noch viel lernen kann. Dennoch stellt sich angesichts des nicht so geringen Finanzbedarfs die Frage der Vernunft, insbesondere wenn man noch jung ist und ggf. noch andere größere Ziele hat, die mit dem teuren Hobby konkurrieren.

Meine Vorstellung war anfangs, meinen eigenen Selbstbau auf irgendeine Weise so zu nutzen, dass sich die Kosten wieder rein holen lassen. Und wenn das erfolgt, die Mehreinnahmen in Erweiterungen stecken zu können, ohne schlechtes Gewissen, die Ersparnisse dabei langsam aber sicher aufzuzehren. Dann also gewerblich, aber in kleinem Maßstab. Quasi ein sich selbst tragendes Hobby.

Dabei merke ich zwei Dinge.
1.Je mehr Geld ich für das Hobby ausgebe, desto mehr tuts weg.
2. Je mehr ich über Unternehmensgrünung lese, desto weniger Lust bekommen ich darauf (Vorschriften, Verordnungen, Verbote, Restriktionen...).

In meinem Fall ist die Unternehmensgründung mit der Fräse schon deswegen problematisch, weil ich hauptsächlich Holz bearbeite, ich aber weder Meister- noch Gesellenbrief in dem Bereich vorweisen kann und mir die Gründung in dem Bereich daher mehr oder weniger untersagt ist.

Daher meine Frage an euch: Wie haltet ihr das? Habt ihr akzeptiert, dass ihr ein teures Hobby betreibt? Oder habt ihr ein ähnliches Konzept verfolgt wie ich und den Versuch einer Unternehmensgründung gewagt? Welchen beruflichen Hintergrund habt ihr und wie konntet ihr eine Nische finden die sich auch mit IHK und HWO verträgt?

Mich würden eure Meinungen und Erfahrungen interessieren!
Beste Grüße
Olli

KarlG
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Re: Eigene CNC Fräse - Mehr als ein teures Hobby?

Beitrag von KarlG » 08.03.2023, 10:12

Moin,

ein Kleingewerbe anzumelden, ist nicht so kompliziert. Im Grunde ist das ja nur eine Mitteilung an die Stadt/Landkreis/wasauchimmer.
Wie man das bezeichnet, hängt von der eigenen "Kreativität" ab und bspw. CNC-Fräsdienstleistungen sind m.W. nicht Meisterpflichtig.

Im Grunde interessiert das auch Niemanden - abgesehen von 2 wesentlichen Einschränkungen.
1. B-Plan: Ist sowas an dem Ort überhaupt möglich (Wohngebiet/Mischgebiet/Gewerbegebiet/Außenbereich)
2. Konkurrenzsituation

1) Wenn Du also eine Idee hast, die auch wirtschaftlich tragfähig ist und das bspw. aus der eigenen Garage/Keller betreiben willst, musst Du damit rechnen, dass sich jemand davon gestört fühlt (Lärm, Dreck, Lieferverkehr) und wenn das dort gar nicht zulässig ist, dann ist aus der Richtung auch mit Ärger zu rechnen.

2) Es ist sicher keine gute Idee, mit dem lokalen Schreiner (wasauchimmer) in den Wettbewerb zu treten, wenn die Basis des eigenen Angebots angreifbar ist (bspw. Meisterzwang). Ist aus der Ferne unmöglich zu beurteilen, aber hängt eben auch davon ab, was man genau macht, wie man das nennt und wie das Angebot konkret aussieht.

Grundsätzlich brauchst Du aber erstmal eine Geschäftsidee und Kunden, die auch bereit sind, dafür zu bezahlen.

Gruss
Karl

Olli_aus_DD
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Re: Eigene CNC Fräse - Mehr als ein teures Hobby?

Beitrag von Olli_aus_DD » 08.03.2023, 11:10

Hallo Karl,

danke für deine Antwort.

Das gute ist erstmal, dass ich nicht so sehr auf eine durchschlagende Geschäftsidee angewiesen bin und ich wirklich nur kleine Brötchen backen will, da meine Miete und mein Brot von meinem Hauptberuf gedeckt werden (Einverständnis Arbeitgeber vorhanden). Wenn es nicht so bombastisch läuft, ist es schade, aber nicht dramatisch (auch der jähriche IHK-Beitrag ist zu verschmerzen). Es geht ja nur darum, eine Dienstleistung anbieten zu können, und zwar so, dass ich dennoch gut schlafen kann weil ich gegen keine Gesetze verstoße. Auch wenn der Laden schlecht läuft, ist jeder verdiente Euro besser als gar kein Euro, meine Arbeitszeit berechne ich dabei nicht, denn es ist ja ohnehin Hobby. Es wäre dennoch Vorteilhaft, denn 10 k€ für die Fräse ausgeben und im Jahr 1000€ wieder durch ein schlecht laufendes Gewerbe reinzubekommen ist besser als einfach so 10 k€ für das Hobby auszugeben.

Die erste Idee war, Möbelstücke, welche ich für mich schreinere, in Serie zu produzieren und hin und wieder eins zu verkaufen (wenig Aufwand da G-Code dann schon vorhanden). Die IHK meinte dazu, dass dies aufgrund Größe des (geplanten) Unternehmens, der fehlenden Arbeitsteilung (Ein-Mann-Betrieb) dem Handwrk zuzuordnen ist (wusste ich irgendwie schon vorher) und das auch maschinelle Serienfertigung und Vertrieb über Onlineshop keine Argumente für ein Industriebetrieb sind.

Bleibt dann tatsächlich die Dienstleistung (Lohnfertigung?). Da war ich mir nach so viel Lesen auch nicht mehr sicher, ob das mit irgendwas kollidiert. Aber ich bin ja bereits mit der IHK im Kontakt.

Ich denke der Vorteil ist, dass ich grade für Privatleute oder andere Kleinstunternehmer eine gute Alternative wäre, da ich im Rahmen meiner Möglichkeiten günstig anbieten kann. Ich bin nicht darauf angewiesen, meine Lohnkosten zu decken, als Kleinunternehmer ist man sogar bis zu einem bestimmten Betrag von der Umsatzsteuer befreit, ebenso von der Gewerbesteuer.

Bin auch grade auf der Suche nach einer Werkstatt, die so gelegen ist dass ich niemanden störe, damit mir auch da erstmal keiner an die Karre p****.

Mich würden dennoch weiterhin Erfahrungen anderer Forumsteilnehmer interessieren!
Beste Grüße
Olli

KarlG
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Re: Eigene CNC Fräse - Mehr als ein teures Hobby?

Beitrag von KarlG » 08.03.2023, 16:33

Olli_aus_DD hat geschrieben:
08.03.2023, 11:10
Die erste Idee war, Möbelstücke, welche ich für mich schreinere, in Serie zu produzieren und hin und wieder eins zu verkaufen (wenig Aufwand da G-Code dann schon vorhanden). Die IHK meinte dazu, dass dies aufgrund Größe des (geplanten) Unternehmens, der fehlenden Arbeitsteilung (Ein-Mann-Betrieb) dem Handwrk zuzuordnen ist (wusste ich irgendwie schon vorher)
Würde ich auch so interpretieren, ausser, wenn es eigene Entwürfe sind (Schöpfungshöhe) und daraus kleine Stückzahlen entstehen. Dann ist es quasi Entwurf und Musterbau mit Schwerpunkt "Design".
und das auch maschinelle Serienfertigung und Vertrieb über Onlineshop keine Argumente für ein Industriebetrieb sind.
Um das als "Industriebetrieb" zu definieren, bräuchte man schon eine industrielle Fertigung und ordentliche Stückzahlen. Kommt eher nicht in Frage.
Bleibt dann tatsächlich die Dienstleistung (Lohnfertigung?).
Oder, Du bietest "Bretter" an, als quasi einen Bausatz o.Ä. Das müsstest Du mal abklopfen
Ich denke der Vorteil ist, dass ich grade für Privatleute oder andere Kleinstunternehmer eine gute Alternative wäre, da ich im Rahmen meiner Möglichkeiten günstig anbieten kann.
Mal im Ernst: Hast Du schon einen (ein paar) Interessenten? Ich kann mir das immernoch nicht so recht vorstellen, wie man da mit welchen Argumenten die Leute dafür begeistern könnte, das ausgerechnet von Dir machen zu lassen. Maßeinbauten - ja, da ist der Preis der individuellen Planung und Maßanfertigung ein schwerwiegends Argument, aber das ist natürlich wieder eindeutig Handwerk. Bei "normalen" Möbeln eigentlich nur, wenn sie sehr individuell und hochwertig sind.
Eine Sache wäre noch der Innenausbau von Transportern/Wohnmobilen. Da gibt es sicher Bedarf und das könnte man auch über eine "Lohnfertigung" hinkriegen - evtl. mit "Unterstützung" bei Aufmaß und Planung.

KarlG
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Re: Eigene CNC Fräse - Mehr als ein teures Hobby?

Beitrag von KarlG » 08.03.2023, 20:50

Ich muss mich korrigieren, da ich dachte, die "Meisterpflicht" wäre gültiges Recht.
Ist sie nicht, sondern eine reine Lobbyveranstaltung der (vermutlich) IHK und HWK, um ihre Pfründe zu sichern.
Jeder EU-Ausländer darf in D ohne Meister-Abschluss tätig werden, wenn er nicht grade Waffen herstellen will, oder ähnlich "kritische" Tätigkeiten. D.h.: Was hier stattfindet, ist mal wieder eine Benachteiligung der Deutschen im eigenen Land gegenüber allen anderen, indem sie in teuere und bürokratische Korsette gequetscht werden.
Ich vermute (!), dass man sich damit "einverstanden" erklärt, indem man der HWK oder IHK beitritt. Also lies Dich mal ein und glaube Niemandem irgendwas. Die haben alle eigene Interessen...

Gruss
Karl

Olli_aus_DD
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Re: Eigene CNC Fräse - Mehr als ein teures Hobby?

Beitrag von Olli_aus_DD » 09.03.2023, 11:40

Hallo,
Mal im Ernst: Hast Du schon einen (ein paar) Interessenten? Ich kann mir das immernoch nicht so recht vorstellen, wie man da mit welchen Argumenten die Leute dafür begeistern könnte, das ausgerechnet von Dir machen zu lassen.
Hatte tatsächlich auch schon mit einem benachbarten Tischlermeister Kontakt, der hin und wieder ein gewisse Stückzahl anfertigen muss, was für ihn aber eher nervig ist. Dieser meinte er könne sich in solchen vereinzelten Fällen eine Kooperation vorstellen, dass er solche Aufträge an mich als Unterauftragnehmer geben könnte. So könnte er sogar noch etwas mitverdienen.
Maßeinbauten - ja, da ist der Preis der individuellen Planung und Maßanfertigung ein schwerwiegends Argument, aber das ist natürlich wieder eindeutig Handwerk. Bei "normalen" Möbeln eigentlich nur, wenn sie sehr individuell und hochwertig sind.
Also ich beschränke mich im Fall Service/Lohnfertigung keineswegs auf Möbel. Da wäre ja vieles Denkbar. Für Modellbauer ohne eigene Fräse könnte das ja auch interessant sein. Der könnte dann bei mir (aufgrund der genannten Steuervorteile als Kleinunternehmer) günstiger ein paar Platten gemacht bekommen, als wenn er erst einen großen Industriebetrieb fragt, bei dem er dann das ganze Betriebgelände/Mitarbeiter/Vorschriften/Gewinne/VersicherungenZertifikate etc. mitbezahlen muss.

Die Idee mit der Fertigung von Teilen für den Camper-Bau ist tatsächlich eine der ersten Ideen die ich hatte, das würde ich ebenfalls abklopfen (Dienstleister in der näheren Umgebung).

Hier würde ich dann schon etwas Marketing betreiben (Etwas Werbung im Bekanntenkreis, Homepage, Flyer drucken und in einschlägigen Läden verteilen, direken Kontakt mit Leuten suchen die gewerblich Transporter zu Campern umbauen...). Natürlich im verträglichen Maß. Ist sicher auch Aufwand und es muss auch nicht vonAnfang an alles wie am Schnürchen laufen. Am Ende sehe ich es auch als Teil des Experimentes "Unternehmen gründen" mit überschaubarem Risiko.

Teile aus Holz bedeutet für mich, dass die Toleranzen hier noch für mich als kleiner Fisch handlebar sind, da man Teile aus diesem Werkstoff selten als Lagersitze einsetzt.
Ich muss mich korrigieren, da ich dachte, die "Meisterpflicht" wäre gültiges Recht.
Ist sie nicht, sondern eine reine Lobbyveranstaltung der (vermutlich) IHK und HWK, um ihre Pfründe zu sichern.
Jeder EU-Ausländer darf in D ohne Meister-Abschluss tätig werden, wenn er nicht grade Waffen herstellen will, oder ähnlich "kritische" Tätigkeiten. D.h.: Was hier stattfindet, ist mal wieder eine Benachteiligung der Deutschen im eigenen Land gegenüber allen anderen, indem sie in teuere und bürokratische Korsette gequetscht werden.
Ich vermute (!), dass man sich damit "einverstanden" erklärt, indem man der HWK oder IHK beitritt. Also lies Dich mal ein und glaube Niemandem irgendwas. Die haben alle eigene Interessen...
Da machen wir jetzt aber ein Fass auf...
Auch wenn ich weiß, dass das Thema Meisterpflich durchaus kontrovers ist und mir das nicht gefällt und ohne viel Ahnung von Recht zu haben, die Pflichtmitgliedschaft in einer der beiden Kammern ist durchaus gesetzlich festgelegt (z.B §2 IHKG). Und wenn ich dann beitreten muss und ich mich damit mit allem anderen einverstanden erkläre, dann habe ich eben den Salat und muss mich dann beugen...

...oder auch nicht, aber zumindst mir ist es in dem Fall nicht Wert, mich für mein kleines Vorhaben auf einen juristischen Kreuzzug zu begeben.

Beste Grüße!
Olli

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